Investment-Idee

Dicke Geschäfte mit magerem Hühnerfleisch

18.06.10 12:30 Uhr

Billiger, bequemer und gesünder – in den USA boomt das Geschäft mit Hähnchenfleisch. Euro am Sonntag sagt, wo das Investieren lohnt.

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von Tim Schäfer, New York

Western Beef an der 16. Straße: In dem New Yorker Supermarkt wird’s abends noch mal spannend. Kurz vor Ladenschluss müssen die Knusperhühnchen raus – und die Preise fallen. Statt 4,99 Dollar kostet die Portion in den Geschmacksrichtungen Natur, Limette und Western dann nur noch 2,99 Dollar. Und binnen Minuten ist alles weg.

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Western Beef ist kein Einzelfall. Hähnchenfleisch ist begehrt wie nie zuvor, nicht nur zu Sonderpreisen. Ob gegrillt, gebraten, gekocht oder frittiert – immer häufiger landet es auf dem Teller. Verspeisten die Amerikaner in den 60er-Jahren im Schnitt noch 12,7 Kilogramm pro Jahr, sind es nun über 40. Keine andere Nation isst und produziert mehr Hühner.

Allein im ersten Quartal lag die Produktion bei 3,9 Milliarden Kilo, 0,7 Milliarden davon gingen in den Export. Zwar geriet die Verschiffung in die bislang größten Absatzländer China und Russland aufgrund von Einfuhrverboten und Streitigkeiten ins Stocken. So verweigert Russland seit Jahresbeginn die Einfuhren, weil viele US-Farmen die Tiere vor dem Transport mit Chlor waschen. Doch die Einbußen wurden durch die gestiegene Nachfrage in Mexiko, Vietnam, Hongkong und Taiwan wieder wettgemacht.

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Die Gründe für die Hühner-Hausse in Amerika sind vielschichtig. Ein Teil des Anstiegs ist auf Bequemlichkeit zurückzuführen. In den frühen 1980er-Jahren schuf McDonald’s mit den Chicken McNuggets ein populäres Produkt. Das Fast-Food-Unternehmen folgte dem Wunsch nach einem schnellen und bequemen Snack, dem die Indust­rie mit immer neuen Tiefkühlangeboten nachkam. Nach Angaben des Nationalen Hähnchenverbands werden 42 Prozent des Fleischs in Restaurants verzehrt. Den Hauptanteil machen Hühnchensandwiches aus. Daneben bieten Fast-Food-Ketten Salate, Wraps und Pizzas mit Huhn an.

Den Landwirten gelang es, mit besseren Zuchtmethoden das Gewicht pro Tier gegenüber den 30er-Jahren auf inzwischen deutlich über fünf Pfund zu verdoppeln. Hähnchenbrust ist günstiger als etwa Rindfleisch oder Fischfilet. Im Großhandel kostet das Pfund Brustfleisch 1,75 Dollar, die Keule kommt auf 40 Cent je US-Pfund (450 Gramm). Und weniger Cholesterin als Rind- oder Schweinefleisch hat Huhn obendrein.

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Einer der Profiteure des Nachfragebooms ist die 1947 gegründete Sanderson Farms. Der Konzern ist der viertgrößte Geflügelhersteller und konzentriert sich auf den Süden des Landes von Texas bis North Carolina. Sein Marktanteil beträgt 4,6 Prozent. Pro Woche verarbeitet der Riese gut acht Millionen Hühner. Wenn die zwei neuen Fabriken in North Carolina an den Start gehen, erhöht sich die Verarbeitungskapazität auf gut 10,6 Millionen Stück.

Zerteilt wird das Vieh in Brust, Flügel und dunkles Fleisch. Ein Huhn besteht zu 48 Prozent aus dunk­lem Fleisch. Diese Teile werden meist nach Asien oder Russland exportiert. Das weiße Fleisch bleibt in der Heimat und geht an Lebensmittelgroßhändler, Fast-Food­-Tempel und Restaurants. Auf der Kundenliste stehen Wendy’s, Popeyes, Ruby Tuesday, Arbys oder Dairy Queen.


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Bis zu fünf Millionen meist kleinere Hühner verarbeitet und verpackt der Spezialist vom Mississippi pro Woche speziell für den Einzelhandel. Abnehmer sind Supermärkte wie Kroger, Safeway oder Supervalu. Seit der Gründung baut die Führungsspitze die Produktion immer weiter aus.

Über Jahrzehnte hinweg gab es kein Jahr mit einem Rückgang. Lediglich im abgelaufenen Geschäftsjahr sank die verarbeitete Menge um ein Prozent. Das soll ein einmaliger Ausrutscher bleiben. Bis Silvester rechnet Vorstandschef Joe Sanderson Jr. erneut mit einem Zuwachs von sechs Prozent. „Selbst im vergangenen Zyklus fiel die Nachfrage in den Supermärkten ausgesprochen stark aus“, schwärmte Sanderson auf einer Agrarkonferenz der Investmentbank BMO Ende Mai in New York. „Wir sehen mittelfristig eine wachsende Nachfrage insbe­sondere im Ausland, wo der Absatz stärker als bei uns zunimmt.“

Sandersons Prognose deckt sich mit der Einschätzung von Marktforschern. „Wir schauen auf diese Industrie mit großem Optimismus. Für die kommenden Jahre erwarten wir einen weiteren Aufwärtstrend“, sagt etwa Sue Trudel vom Prognoseinstitut Emi Analytics.

Neben Sanderson Farms ist Branchenprimus Tyson interessant. Der Konzern beherrscht 22,8 Prozent des heimischen Markts. In den 35 Schlachthäusern verarbeitet der Gigant pro Woche 37,7 Millionen Hühner. An zweiter und dritter Stelle folgen Pilgrim’s Pride und Perdue Farms mit einem Marktanteil von 20,7 beziehungsweise 7,3 Prozent. Sogar die Füße des Federviehs vermarkten die Firmen. Amerika ist dabei der größte Exporteur. In China sind sie eine Delikatesse. Ein US-Pfund kostet um die 85 Cent.

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Investor-Info

Sanderson Farms
Zuverlässiges Wachstum
Der Umsatz des Geflügelverarbeiters wächst seit 2003 im Schnitt pro Jahr um 14,6 Prozent auf zuletzt 1,79 Milliarden Dollar. Die operative Marge liegt zwischen ordentlichen acht und zehn Prozent. Dank der guten Ertragslage und des Kapazitätsausbaus erklimmt die Aktie immer neue Höhen. Die Preise für Mais und Sojabohnen sind stark gesunken. Das hilft auf der Kostenseite. Der Konzern ist praktisch frei von Bankschulden. Aussichtsreich.

Tyson Foods
Insiderkäufe
Der Fleischfabrikant kommt auf einen Jahresumsatz von über 26 Milliarden Dollar. Neben Fleisch liefert der Branchenprimus auch Fertiggerichte wie Pizzas, Suppen oder Tortillas. Analysten rechnen im laufenden Geschäftsjahr (30. September) mit einem Gewinn je Aktie von 1,88 Dollar. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 9,3 ist das Papier günstig. Zudem gab es zuletzt verstärkte Aktienkäufe von Insidern. Das deutet auf weiter gute Geschäfte hin. Interessante Aktie. Kaufen.

Pilgrim’s Pride
Schwer angeschlagen
Der zweitgrößte amerikanische Geflügelproduzent kämpft gegen die Insolvenz. Die Börsennotierung wurde im Rahmen des Sanierungsplans beibehalten. Die Texaner sind neben den USA auch in Puerto Rico und Mexiko unterwegs, leiden aber unter Nettoschulden von 1,2 Milliarden Dollar. Daher billigt die Wall Street dem Konzern nur ein Fünftel des Jahresumsatzes zu. Günstig bewertet, aber wegen der hohen Kreditlast zu riskant.

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Nachrichten zu Tyson Foods Inc.

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Analysen zu Tyson Foods Inc.

DatumRatingAnalyst
06.05.2019Tyson Foods SellPivotal Research Group
29.04.2019Tyson Foods HoldStandpoint Research
23.10.2018Tyson Foods BuyStandpoint Research
02.04.2018Tyson Foods SellPivotal Research Group
13.11.2017Tyson Foods HoldPivotal Research Group
DatumRatingAnalyst
23.10.2018Tyson Foods BuyStandpoint Research
02.10.2017Tyson Foods OverweightBarclays Capital
06.06.2017Tyson Foods OverweightBarclays Capital
14.10.2016Tyson Foods OutperformBMO Capital Markets
24.11.2015Tyson Foods OutperformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
29.04.2019Tyson Foods HoldStandpoint Research
13.11.2017Tyson Foods HoldPivotal Research Group
08.08.2017Tyson Foods Sector PerformRBC Capital Markets
22.11.2016Tyson Foods Sector PerformRBC Capital Markets
10.05.2016Tyson Foods Sector PerformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
06.05.2019Tyson Foods SellPivotal Research Group
02.04.2018Tyson Foods SellPivotal Research Group
07.10.2016Tyson Foods SellPivotal Research Group
27.01.2009Tyson Foods underperformD.A. Davidson & Co.
15.03.2006Tyson Foods underweightPrudential Financial

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